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Channel: China – Nikolaus Jilch
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China greift für neue Seidenstraße in die Reserven

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Peking versorgt seine Banken mit Devisen aus den riesigen Dollar-Reserven. Das Ziel: Die Finanzierung des Jahrhundertprojekts „Neue Seidenstraße“. Erste Station ist Pakistan, wo Präsident Xi Jinping 46 Mrd. investieren will.

China sitzt auf einem gewaltigen Berg an Währungsreserven: insgesamt rund 3,8 Billionen (3800 Milliarden) Dollar – der Großteil davon wird in US-Staatsanleihen gehalten. Aber die Zeit des Hortens scheint in Peking vorbei. Wie das Magazin „Caixin“ am Dienstag berichtete, wird die Regierung zwei staatsnahe Banken mit insgesamt 62 Mrd. Dollar aus den Reserven versorgen.

Nicht etwa, weil die betroffenen Institute, die China Development Bank (CDB) und die Export-Import Bank of China (EXIM), gerettet werden müssen –, sondern weil diese Banken mit den ausländischen Devisen erste Projekte von Chinas Jahrhundertprojekt der „Neuen Seidenstraße“ finanzieren sollen. Auch die Agricultural Development Bank of China (ADBC) soll Geld erhalten – allerdings nicht aus der Zentralbank, sondern vom Finanzministerium. Eine Summe wurde nicht genannt. Das Projekt „Neue Seidenstraße“ steht im Zentrum der Strategie Pekings für das 21. Jahrhundert. China will den Handel mit Asien und Europa über jeweils eine Meeres- und eine Landroute intensivieren und will zu diesem Zweck im ganz großen Stil in Straßen, Bahnlinien, Häfen und Flughäfen investieren. „Die Presse“ berichtete bereits von dem ambitionierten Projekt, das jetzt erstmals eine konkrete Form annimmt.

„Melodie des ersten Satzes“

Der erste Teil der „Neuen Seidenstraße“ soll zwischen Westchina und Pakistan entstehen. Als erstes chinesisches Staatsoberhaupt in neun Jahren besucht der chinesische Präsident Xi Jinping in dieser Woche Pakistan. Im vergangenen Jahrzehnt ist der Handel zwischen China und seinem westlichen Nachbarn von zwei auf zwölf Mrd. Dollar pro Jahr gewachsen. In Islamabad wurde Xi am Montag ein festlicher Empfang bereitet. Was Wunder, denn der chinesische Staatschef kommt mit vollen Koffern. Er versprach Pakistan Infrastruktur-Investitionen in der Höhe von rund 46 Mrd. Dollar.

Der Großteil dieser Investitionen (rund 34 Mrd. Dollar) soll in Energieprojekte fließen, rund sechs Mrd. in den Bau von Straßen und rund 3,7 Mrd. in die Bahn. Das ganze Projekt trägt den Namen China-Pakistan-Wirtschaftskorridor (CPEC). Ziel ist die Verbindung des Hafens von Gwadar mit der autonomen Region Xinjiang in Chinas Nordwesten. Der Wirtschaftskorridor soll rund 3000 Kilometer lang werden.

Das Geld für diese von chinesischen Regierungsvertretern als Flaggschiff für das Seidenstraßenprojekt genannten Investitionen soll in erster Linie von den genannten Banken kommen – aber auch aus einem kürzlich eigens geschaffenen, mit 40 Mrd. Dollar dotierten Seidenstraßen-Fonds der Regierung. Der offizielle Titel für das Projekt „Neue Seidenstraße“ ist „Ein Gürtel, eine Straße“ – wobei der Gürtel für die maritime Strecke steht, die über Kenia laufen und in Venedig enden soll.

Pekings Strategie: Von den Investments in Infrastruktur sollen sowohl die Chinesen als auch die jeweiligen Länder stark profitieren. Wie ernst es China damit ist, zeigt diese Aussage von Außenminister Wang Yi: „Wenn ,Ein Gürtel, eine Straße‘ wie eine Symphonie ist, von der alle Länder profitieren, dann ist der China-Pakistan-Wirtschaftskorridor die süße Melodie des ersten Satzes.“ Teil der Strategie ist die Finanzierung einer Gaspipeline zwischen dem Iran und Pakistan, deren iranisches Teilstück schon fertiggestellt ist. Der Name dieser Verbindung: Friedens-Pipeline.

(„Die Presse“, Print-Ausgabe, 22.04.2015)


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